Wo soll man bei einer Frau wie Helene Klaar beginnen, um sie zu beschreiben? Sie ist von ihrer Statur her klein, sie trägt eine dicke Brille, Mode ist ihr nicht so wichtig. Sie hat eine nahezu mädchenhafte Stimme. Aber was zählt ist, was sie sagt und das ist oft schonungslos, aber auch oft sehr witzig.
Sie ist Anwältin mit einem großen Herz für Frauen und ihre Rechte. Schwerpunkt: Trennungen. Sie vertritt auch Männer in Trennungslagen und viele von diesen sprechen mit Hochachtung von ihr. Warum? Weil es ihr wichtig ist, dass auch wenn eine Beziehung auseinandergeht BEIDE Seiten weiterhin in Anstand und Würde leben können und nicht eine Seite völlig verarmt. Aber oft trifft halt die harte Lage die Frauen. Das weiß Helene Klaar aus ihrer fast 45-jährigen Erfahrung als Anwältin.
Eigentlich wollte die Tochter eines Anwalts lieber Medien- und Urheberrecht zu ihrem Schwerpunktgebiet machen. Aber „es kamen dann statt reicher Künstler mehr arme Hausbesorgerinnen zu mir, denen der Mann davon ist und nichts für die Kinder gezahlt hat.“ Klar ist für Klaar eines: „Die Ehe ist eine ökonomische Einrichtung. Man lebt einfach zu zweit billiger.“
Helene Klaar ist überzeugte Sozialdemokratin und nach wie vor auf Bezirksebene für die SPÖ aktiv. Sie hat in den 70ern am neuen Familienrecht wegweisend mitgearbeitet, meldet sich immer wieder zu Fragen der Obsorge und der finanziellen Unabhängigkeit von Frauen zu Wort.
1976 übernahm sie nach ihrem Jusstudium und juristischen Ausbildung die Kanzlei des Vaters und seit 25 Jahren ist sie in einer Kanzleigemeinschaft mit ihrem Kollegen Norbert Marschall. Sie hat zwei Rechtsratgeber zu Trennungssituationen geschrieben. Beide waren und sind ein Bestseller.
Sie ist verheiratet und Mutter von zwei – wie sie sagt – sehr gelungenen Söhnen. Und auch hier hält sie es mit ihrem Vater: „Wir sind eine demokratische Familie. Bei uns können auch die Kinder mitreden.“
Über ihre familiäre Prägung sagt Helene Klaar:
„Ich war nach allen Schilderungen ein liebes, fröhliches freundliches, wohlerzogenes Kind, aber sogenannte weibliche Eigenschaften haben mir gefehlt. Ich knöpfe bis heute nach wie vor meine Blusen schief zu, meine Schals hängen irgendwie asymmetrisch herunter. (…) Was man von einem Mädchen erwartet hat, das der Mutter in der Küche hilft, das war nicht meins. Es war bei mir zuhause so – das war sicher nicht geschlechtergerecht – dass meine Mutter den Haushalt geführt hat und ich nach dem Essen beim Vater am Tisch sitzenblieb und er mir vom Jahr 1927 oder vom Jahr 1934 aus seiner Sicht erzählt hat und gar nicht wollte, dass ich aufstehe und Geschirr wasche. Dadurch war ich immer so ein bissl atypisch.“
Gleichberechtigung mit Scheidungsfall gibt es für Frauen selten, sagt sie:
„Es gibt nichts, was Frauen richtig machen können, in dem Moment, wo der Mann eine andere hat. Dann hat die Frau immer schon alles falsch gemacht. Dann kommt er drauf, dass er nie ans Meer fahren wollte, sondern ins Gebirge und dass er im Chor singen wollte. Die Frau hat sich zu wenig weit entwickelt, weil sie Buchhalterin wurde.“
Und auch Klassenkampf ist so ganz ihres:
„Wir haben jetzt eine Generation, die sich widerstandslos ausbeuten lässt. Das stimmt mich schon ein bisschen traurig. Ich habe manchmal das Gefühl, sie empfinden es gar nicht so und sind höchstens den Pensionisten die Pension neidig, aber sie sehen nicht die Leute, die ihnen nur Werkverträge und keine Anstellungsverträge geben als Ausbeuter und Feinde, die es zu bekämpfen gilt.“
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