Daniela Urschitz wuchs in Wien – wie sie selbst sagt – in einer linksliberalen, jüdischen Familie auf, die sie aber schon früh verließ. Ihre Mutter Traudl Lessing war eine sehr erfolgreiche Journalistin (Osteuropa-Korrespondentin für das US Time Magazine), ihr Vater Erich Lessing ein bekannter Fotograf. Sie besuchte das Lycèe in Wien, studierte an der Pariser Sorbonne und dann in Bulgarien, wo sie auch arbeitete. Wieder zurück in Österreich begann sie ihre Karriere im Arbeits- und Sozialministerium, wo sie unter Franziska Fast und Alfred Dallinger arbeitete, unter anderem als Leiterin des Referats „Frauen und Arbeitsmarkt“. Von 1999- 2007 leitete sie die Abteilung Frauenförderung und Koordination von Frauenangelegenheiten der Stadt Wien. Ab 2012 war sie für die Stadt Wien als Koordinatorin für die EU-Strategien für den Donauraum tätig. Derzeit arbeitet sie als selbstständige Expertin zu diesem Thema und als widmet sich der Bildungswerkstatt der Grünen im Burgenland.
Über ihre Arbeit in der Frauenabteilung der Stadt Wien sagt sie:
Als ich in der Frauenabteilung der Stadt Wien begonnen habe, war das eine Art Sackgasse… Das hat sich dann aber schnell geändert, denn ich hatte das Glück, die Abteilung zu leiten, als die Regierung Schüssel 1 gekommen ist. Und da hat die Stadt Wien beschlossen — Frauenstadträtin war Renate Brauner — sie zeigen jetzt Maria Rauch-Kallat, was Frauenpolitik ist. Unser Budget wurde um das 10fache aufgestockt, wir haben mehr Personal bekommen und das hat den Ruf massiv verändert.“
Was dem Feminismus abträglich ist:
In den letzten 25 bis 30 Jahren ist uns das Denken in Strukturen abhanden gekommen. Es gibt eine enorme Individualisierung und Atomisierung von eigenen Schicksalen. Früher hat man sich Strukturen angeschaut und gesagt, ok, das passt, das ist schlecht. Auf die Idee, dass es die individuelle Schuld ist, wenn man keinen Krippenplatz bekommt, keinen Ganztagsjob findet oder in der Ausbildung scheitert, ist man überhaupt nicht gekommen. Jetzt ist alles auf individueller Basis, es gibt keine Analyse mehr. Und das ist dem Feminismus stark auf den Kopf gefallen.“
Warum Johanna Dohnal so erfolgreich war, erklärt Urschitz so:
Die Johanna Dohnal hat es auch deshalb gegeben, weil sie sich ein politisches Umfeld erkämpft hat, das sie unterstützt hat und weil damals die EU, zu der wir ja auch schon wollten, Frauengleichstellungsgesetze und -programme entwickelt hat, die man übernehmen musste. (…) Die Johanna war das Zachste, was ich kannte, aber auch sie hätte es alleine nicht geschafft.“
Über ihre persönliches Familienumfeld sagt sie:
Ich bin in einem linksliberalen Umfeld aufgewachsen. Trotzdem war es so, dass am Wochenende mein Vater mit seinen Herren im Garten saß und Campari trank, während die Damen in der Kuchl gestanden sind und abgewaschen haben. Darüber ist überhaupt nicht diskutiert worden. Das hat in mir schon früh einen großen Zorn erzeugt.“
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