FrauenFunk S:2, Episode #12: Brigitte Handlos im Gespräch mit Melisa Erkurt, Journalistin und Pädagogin / F: Helmut Spudich

FrauenFunk S.2, Episode #12: Melisa Erkurt, Journalistin und Pädagogin

Sie ist eloquent, intelligent und sieht gut aus. Sie ist gebildet, mutig und redet Klartext. All das hat sich Melisa Erkurt (30) hart erarbeitet. Denn als sie zu Beginn der Neunzigerjahre des vorigen Jahrhunderts zusammen mit ihrer Mutter vor den Kriegswirren des Bürgerkrieges aus dem bosnischen Sarajevo flüchtete, war das für die ganze Familie sehr hart. Ihr Vater blieb während der gesamten Kriegszeit in Bosnien und kam erst nach Kriegsende nach Österreich.

Melisa wuchs in Niederösterreich auf, ging dort in die Schule, lernte Deutsch. In Wien studierte sie Lehramt und arbeitete schon während des Studiums beim Magazin “Biber”, das vorwiegend von Migrant*innen produziert wird. Der ORF hatte zwischenzeitlich eine Art Austauschprojekt mit “Biber” und vielen von uns fiel Melisa auf, weil sie gescheite Sachen sagte und journalistisch sehr begabt ist.

FrauenFunk S:2, Episode #12: Brigitte Handlos im Gespräch mit Melisa Erkurt, Journalistin und Pädagogin

Wir hätten sie sehr gerne behalten, aber sie machte nach ihrem Studium zuerst das Probejahr in einem Wiener Gymnasium. Ihre Erfahrungen hat sie in dem Buch “Generation Haram – Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben” niedergeschrieben. Sehr lesenswert für alle, die sich für Bildung interessieren.

Ihre Schul-Erlebnisse und auch ihre Erfahrungen als Migrantin finden immer wieder Eingang in Kolumnen, die sie für den “Falter” und für die deutsche “taz” schreibt. Eine Anstellung beim ORF-Report hat sie im Vorjahr zugunsten einen neuen journalistischen Projekts aufgegeben. „Die_chefredaktion“ ist ein junges Medium von und für junge Menschen, das nur auf Instagram erscheint. Und während viele Medien noch immer beharrlich behaupten, sie würden keine Mitarbeiter*innen mit migrantischem Hintergrund finden, habe sie damit überhaupt kein Problem.

Auf die Frage, was junge Frauen heute besonders brauchen, kommt ihre Antwort prompt: “MACHT!”

Was bedeutet es Feministin zu sein?

„Wenn ich sage, ich bin Feministin, dann heißt das für mich, dass ich alle Menschen einschließe, die diskriminiert werden. Diese Intersektionalität ist für mich ein großen Thema. Ich trenne das nicht und sage nicht einmal Race, einmal Gender, sondern das fließt zusammen für mich, denn das sind ja oft Menschen, die mehrfach von Diskriminierung betroffen sind.”

Was beschäftigt junge Frauen am meisten?

„Sexismus und Übergriffe sind ein riesiges Thema: Cat-calling z.B., also die Rufe und Pfiffe auf der Strasse. Oder dass uns Schülerinnen schreiben: Ich wurde in meiner Klasse belästigt. Nacktfotos von mir wurden rumgeschickt. Lehrer schauen mir in den Ausschnitt, sagen blöde Dinge. Aber gleichzeitig interessiert die jungen Frauen, wie sieht es mit den Frauenrechten aus, mit Bezahlung, gelten überhaupt dieselben Rechte, wie schaut’s aus, wenn ich eine Familie gründe? Und ganz groß: Influencerinnen, die ihnen sehr konventionelle Rollen vorleben im Netz, wo die Jungen nicht wissen, wie soll sich das ausgehen?”

Welche Rolle spiel Social Media für die jungen Frauen?

“Zu Social Media haben alle einen Zugang. Deshalb finde ich Instagram ein gutes Tool, weil der Feminismus hat dort einen neuen, modischen Aufschwung bekommen, um Frauen nochmal zu stärken.”

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